Prof. Harald Riedel:
Systemische Didaktik

Beispiel Klassische Konditionierung

Beispiele zur Klassischen Konditionierung:

1. “Pausenklingel”

Schüler der Anfangsklassen erleben täglich, dass gleichzeitig mit dem Klingelzeichen der Auftrag an sie ergeht, ihre Sachen zusammenzuräumen und den Klassenraum zu verlassen. Wie bei vielen Lerngruppen beobachtet werden kann, räumen die Schüler nach einiger Zeit beim Ertönen des Klingelzeichens auch ohne die Aufforderung des Lehrers, ja häufig gegen dessen ausdrücklichen Wunsch, ihre Schulsachen beiseite. Die Schüler sind durch das gleichzeitige Auftreten der beiden Reize „Klingelzeichen“ und „Auftrag des Lehrers“ zum Wegräumen der Sachen über einen längeren Zeitraum hinweg zu dieser Verhaltensweise klassisch konditioniert worden.

2. “Einzelarbeit”

Sollen die Lernenden, etwa nach einer lebhafteren Phase von Gruppentätigkeiten zu einer konzentrierten Einzelarbeit übergehen, so ist es für den Lehrenden lästig, zunächst alle Schüler gemeinsam, dann meistens noch einzelne Lernende mehrfach aufzufordern, sich auf ihren Platz zu setzen und mit ihrer Arbeit zu beginnen. Das lässt sich ohne großen Aufwand verbessern.
Wenn der Lehrende einige Tage bis Wochen lang gleichzeitig mit der akustisch-verbalen Aufforderung ein geeignetes Symbol (beispielsweise ein auf orangefarbene Pappe gezeichnetes Buch) an einer für alle Lernende gut sichtbaren Stelle aufhängt, wird bald das optische Signal allein genügen, um die Lernenden zum gewünschten Verhalten aufzufordern.
Der Lehrende wird Kraft und Nerven schonen, und die Lernenden werden nicht durch die überlaute Stimme des Lehrenden gereizt. Auch einfache akustische Symbole erfüllen diesen Zweck. In einer Situationsbeschreibung über Offenen Unterricht von WALLRABENSTEIN heißt es beispielsweise: "Es ist sehr laut geworden. Ein Kind geht an den Lehrerinnentisch in einer Ecke und schlägt an eine Triangel: das reicht diesmal, es wird wieder leiser".