Prof. Harald Riedel:
Systemische Didaktik

Tabellarische Übersicht

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Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Merkmale folgender Ansätze zusammen:

  • Positivismus,
  • Hermeneutik,
  • Dialektik,
  • Kritischer Rationalismus,
  • Konstruktivismus

Die Merkmale sind nach den folgenden Fragen geordnet:

  • Welches Ziel wird angestrebt?
  • Wie stellt man sich den Aufbau der Welt vor?
  • Welche Stellung hat der Mensch in dieser Welt?
  • Gibt es Gesetzmäßigkeiten?
  • Sind Wertfragen wissenschaftliche Gegenstände?.



 


POSITIVISMUS


HERMENEUTIK
 


DIALEKTIK


KRITISCHER RATIONALISMUS


KONSTRUK-
TIVISMUS
 



1
Ziel


Welt
erklären
voraussagen
verändern
(“technisches Interesse”)

(geschichtliche) Lebenssituationen “verstehen”

 

(“praktisches Interesse”)

Unterdrückte
(proletarische)
Menschen “emanzipieren”


(“emanzipatorisches Interesse”)


Menschen von Dogmen befreien,
Lebensverhältnisse
“stück”-weise
durch
 Fehlerkorrektur verbessern



Leid der Menschen
durch
Abbau von Konflikten
vermindern



2.
Aufbau der Welt


“ICH” und “AUSSENWELT”
untrennbar

(MONISMUS)

 

“ICH” und “AUSSENWELT”
sind getrennt und grundverschieden

(DUALISMUS)


Außenwelt schafft das Bewusstsein des Menschen in Form der
 “TOTALITÄT
des gesellschaftlichen Zusammenhanges”

DREI-WELTEN-THEORIE”
1. physische Welt
2. subjektives Bewusstsein (einzelner Menschen)
3. “objektive Welt” (der Gedanken, Theorien, Werte ...)

Entwicklung von physikalischer zu
biologischer, dann zu menschlicher (=kultureller) Welt
Unterschied zwischen
KULTUR und NATUR



3.
Stellung des Menschen

Mensch
erkennt die Gesetze der Welt,
 wendet sie an,
um die Welt entsprechend seinen Wünschen zu verändern.
 

Jeder Mensch ist einmalig, daher auch jede “Lebenssituation”

 jede menschliche Leistung ist unwiederholbar.

 

Der Mensch vollzieht das geschichtliche Gesetz
(eines “objektiven Geistes”)

Der Mensch ist Mittler zwischen
Welt 1 und
Welt 3
Aufgrund argumentativer Sprache erhebt er “subjektive” Gedanken zu “objektiven” Gegenständen

Aufgrund von Verstand, Vernunft und höheren Sprachfunktionen ist der Mensch zu Veränderungen der Normen durch “vernünftige Beratungen” fähig.






4. Gesetzmäßigkeit”

Wegen (2) und (3) lassen sich wissenchaftliche Gesetze in allen Bereichen des Lebens  aufstellen und zur Veränderung der Welt verwenden.
 

Es existieren Gesetze  in der “Natur”, nicht aber bei menschlichen Leistungen

Geschichtliche Situationen sind einmalig, bestenfalls “zeittypisch”, aber gesetzmäßig

Natur- und Kultur-
geschehen werden bestimmt durch drei “dialektische” Gesetze.
 Klassenkämpfe führen zur klassenlosen Gesellschaft, wo der z.Z. durch Eigentum und Arbeitsteilung “entfremdete” Mensch “emanzipiert” ist.

Alle Gesetze sind nur unsichere und vorläufige Vermutungen.
Wegen der “schöpferischen” Einmaligkeit des Menschen existieren keine geschichtlichen Gesetze.

 

Wie im Kritischen Rationalismus








5.
Wissenschaftliche (Erkenntnis-Methode)

Quelle der Erkenntnis:
älterer Pos.: Sinnesorgane nehmen “sichere” Tatsachen wahr.
Neuerer Pos.: Der Verstand sichert Erkenntnisse durch
 “EMPIRISCH-
ANALYTISCH
es” Verfahren:

  Beobachtung als sichere Ausgangsbasis
  Hypothesenbildung
  Überprüfung durch
- Vorhersage
- Beobachtung (Experiment)
  Formulierung eines Gesetzes
  Bildung einer Theorie

“VERSTEHEN”
einer geschichtlichen Situation oder einer menschlichen Leistung ist möglich, weil
  der Forscher aufgrund seines eigenen Menschseins den Anderen versteht,
  sich in “hermeneutischem Zirkel”
- ausgehend von “vorläufigem Wissen”
- durch spiralig angeordnetes Quellenstudium
in die Lebenssituation hineindenkt

 

 

 

gesellschaftliche Arbeit schafft das Bewusstsein (THEORIE-PRAXIS)
 Zeitsituation wird hermeneutisch bewertet,
 erst dadurch wird Erforschungswertes bestimmt und
 analytisch-empirisch untersucht.

“KRITISCH-RATIONALE”
 Methode:
 Problem als Ausgangsbasis
 Zerlegung des Problems in genau formulierte Teilprobleme;
 durch “schöpferische Arbeit” Aufstellung von Hypothesen zur Lösung des Problems;
 Versuch, die Hypothese durch Experimente zu falsifizieren;
 Aufstellung von Gegenhypothesen;
 öffentliche Kritik an konkurrierenden Theorien;
 vorläufige Annahme der bestgeprüften und erklärungskräftigsten Theorie

Vermeidung von Konfliktsituationen durch “REKONSTRUKTION”
 ausgehend von Alltagssprache wird (durch logische Verknüpfungen) “konstruktiv” eine Terminologie aufgebaut, um “Missverständisse” zu vermeiden
 in “technischen Beratungen” werden allgemein anerkannte “Zwecke” begründet, in
 “praktischen Beratungen”  “Zwecke” aus “Normen” abgeleitet. Nach diesen “Supernormen” gelangt man nach dem “Vernunft-” und dem “Normalprinzip”
 von der “Kulturdeutung” über “Kulturkritik” zur “Kulturreform”


6.
Wertfrage

 

Wertfragen sind wissenschafltich nicht entscheidbar.

Werte sind verstehbar, daher wissenschaftliche Gegenstände.

 Sie sind veränderbar.
 

Werte sind Gegenstand der Wissenschaft. Sie sind bestimmt durch (1) und (4), im Fortgang des gesellschaftlichen Prozesses.

 

s. Konstruktivismus

Werte sind ebenfalls wissenschaftliche Gegenstände. Ihre Entstehung ist rekonstruierbar. Sie sind veränderlich.

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