Das nachvollziehende Lernen spielt im täglichen Leben eine große Rolle.
So lernen wir
- neue Melodien durch Nachsingen,
- Gedichte durch mehrmaliges Nachsprechen,
- Umgangs- oder Begrüßungsformen,
- sprachliche Eigenarten und Wörter mit veränderter Bedeutung (“super”, “mega”, “geil”),
- wie wir uns modisch kleiden,
- wie wir unsere Wohnung einrichten,
- großenteils sogar, welche Waren wir kaufen.
Auch im Schulunterricht wird vieles nachvollziehend gelernt, zu Recht, wenn es um den Erwerb einfacher Techniken geht,
oft sogar unbewusst:
- Schüler übernehmen Sprachformeln von geschätzten Lehrern,
- Sie ahmen Bewegungsabläufe bewunderter Fußballspieler nach
- sie imitieren, wie man ein Reagensglas mit einer Klammer halten soll,
- wie man Blumen gießt,
- wie ein Brief zu adressieren ist u.v.m.
Leider aber wird in der Schule auch viel zu oft nachvollziehend gelernt, wenn es gilt, neue Informationen zu erwerben. Denn diese Form des Lernens birgt große Gefahren:
- Von den Schülern werden nur kogneszierende Operationen verlangt. Produzierende oder gar schöpferische Operationen finden nur zufällig statt.
- Die Schüler haben keine Gelegenheit, selbständig zu lernen. Bei häufigem nachvollziehenden Lernen führt dies zu großer Unselbständigkeit.
Wo dies geschieht, haben es die Lehrenden zu verantworten. Die Planung und Organisation solchen Unterrichts ist besonders einfach und wenig aufwendig.
Für die Bedingungen, die beim nachvollziehenden Lernen herrschen, gibt H. AEBLI (1985, S. 367f) ein anschauliches Bild:
Er vergleicht den Schüler mit einem Bergsteiger, der als Anfänger einen Berg unter der straffen Leitung eines Führers ersteigt. „Physikalisch gesehen hat er (der Anfänger) den Berg zwar selbst erstiegen, d.h. er hat jeden Schritt und jeden Klettergriff selbst ausgeführt. ... Der Führer aber hat ihm den Weg gewiesen, ist ihm vorangestiegen und hat ihm an jeder schwierigen Stelle genau gesagt, was er tun soll.“
|