Prof. Harald Riedel:
Systemische Didaktik

Modell der Lernprozesse

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Lernprozesse
sind Komplexe von Intern-Operationen,
die an Operations-Objekten vollzogen werden,
um neue Unterrichts-Objekte zu erwerben.

Das Modell der Lernprozesse

definiert und differenziert verschieden anspruchsvolle Wege, etwas zu lernen.

Es umfasst drei Teil-Modelle,

durch welche Lernprozesse nach folgenden Gesichtspunkten differenziert werden:

 

1.  Bewusstheit              Vom unbewussten zum  hochgradig selbstkontrollierten Lernen

2. Selbständigkeit         Vom nachahmenden zum erfindenden Lernen

3. Komplexitäts-Stufe   Vom Lernen einfachster Dinge zum Lernen komplizierter Sachverhalte

grün

Die folgende Grafik zeigt die Zusammenhänge,

die darauf folgende Tabelle Definitions-Merkmale und Beispiele

LPselbbewkomplBaum
grün

Die folgende Tabelle enthält die wichtigsten Merkmale der Lernprozesse sowie Beispiele.
Die in Anführungszeichen vorangestellten Kurzformeln sind keine Definitionen, sondern Versuche, die einzelnen Lernprozesse umgangssprachlich zu kennzeichnen.

 

Die Farben der Felder sind nach dem Prinzip gewählt:

Je heller die Farbe desto  selbständiger  und bewusster handelt der Lernende.

LERN-
PROZESSE


DEFINITIONS-MERKMALE

 

BEISPIELE

 

Anpassendes
Lernen

(“Man passt sich an Gegebenheiten der Umwelt an”)

Der Lernende  operiert völlig unselbständig
Bewusst sind dem Lernenden lediglich Operations-Objekte,
Operations-Ziele und Lernweg bleiben unbewusst

 

 

 

Klassische
Konditionierung

(“Man passt sich durch Gewöhnung neuen Gegebenheiten an, , ohne es zu bemerken)

der Lernende operiert
bewusst lediglich an einem Operations-Objekt, das als Auslöser der konditionierten Verhaltensweise oder Einstellung dient.

ihm sind einzelne
Operations-Ziele, die in der Kombination der gleichzeitig auftretenden Reize bestehen, nicht bewusst.

dementsprechend kann auch ein Lernweg, der sich aus der Folge der Operations-Ziele ergibt, nicht bewusst sein.

 

 

 “Pausenklingel”

“Einzelarbeit”

 

 

 

Operante
Konditionierung

(“Man gewöhnt sich ein neues Verhalten an, weil man dafür belohnt wird”)

Der Lernende operiert
bewusst am Operations-Objekt. Das sind einerseits Bewusstseins- und Gedächtnisinhalte über vergleichbare Verhaltenssituationen, andererseits solche über die möglicherweise zu erwartende Belohnung.

Operations-Ziele sind die jeweiligen “körperlichen", sozialen oder intellektuellen Bedürfnisse, die durch die erhofften Belohnungen befriedigt werden sollen. Diese müssen dem Lernenden ebenfalls bewusst sein.

Zu beachten ist allerdings, dass diese Operations-Ziele nicht mit jenen Verhaltensaspekten identisch sind, die der konditionierende Erzieher anstrebt.

Der
Lernweg braucht dem Lernenden nicht bewusst zu sein. Zum Zwecke der Konditionierung genügt es, dass der jeweilige Verstärker, nach Möglichkeit also eine  Belohnung und das damit zu koppelnde Teilverhalten, bewusst sind.
 

 

 “Patient” 

 „Donald” 

 “D”

Nach-
vollziehendes
Lernen

(“Man orientiert sich an Vorbildern”)

Der Lernende operiert zwar selbständig,
aber
nur kogneszierend am Operations-Objekt,
wird vom Lehrenden
direkt
auf die einzelnen Operations-Ziele hingeführt.

 Punktuelle Sammlung

 “Elektrische Leiter und Nicht-Leiter1”


Unbewusste
Imitation

(“Man merkt gar nicht, was man lernt”)

Der Lernende operiert bewusst am Operations-Objekt.,
das Operations-Ergebnis
und der Lernweg
bleiben unbewusst.

Empirische Untersuchungen
 Anwendbarkeit  
Wirksamkeit Sprache


Bewusste
Imitation

(“Man vollzieht nach, was andere vorgedacht oder vorgemacht haben”)

Der Lernende operiert
bewusst am Operations-Objekt,
die
Operations-Ziele werden ihm ebenfalls bewusst.
Auch der
Lernweg ist bewusst.


Höhenlinien1

Höhenlinien2

“Tulpe als Frühblüher”

Aufgaben-
gesteuertes
Lernen

(“Man lernt durch selbständige Erledigung von Teilschritten”)

Der Lernende erreicht
selbständig einzelne Operations-Ziele,
indem er
produzierende Operationen am Operations-Objekt ausführt,
doch der Lernweg wird vom Lehrenden durch die Folge der einzelnen Aufträge vorgegeben.

“Bergsteiger1”
“Tulpe 2”
“Elektrische Leiter und Nichtleiter2“
”Höhenlinien 2

 

Problem-
gesteuertes
Lernen

(“Man lernt durch selbständige Lösung eines vorgegebenen Problems”)

Der Lernende sucht
selbständig nach einem Lösungsweg,
 zerlegt das Problem nach Möglichkeit in geeignete Abschnitte,
bewältigt die
Teilabschnitte selbständig,
indem er
produzierende Operationen am Operations-Objekt ausführt.
Allerdings wird das
Problem vom Lehrenden vorgegeben.

“Bergsteiger2”

“Elektrische Leiter und Nicht-Leiter3”  

 

 

 

 

 

 

Relationen-
Transfer

(“Man lernt durch schöpferische Übertragung von Beziehungen bekannter Sachverhalte auf neue Situationen”)

Dem Lernenden ist das als System zu lernende Unterrichts-Objekt unbekannt.

Er
kennt aber bereits die Relationen des neuen Unterrichts-Objekts.
Diese Relationen sind aber noch fest mit den Elementen des bekannten Systems verknüpft, also noch
nicht verallgemeinert.

Der Lernende wird durch eine Problem-Stellung dazu angeregt,
ausgehend von seiner Problemsituation, nach vergleichbaren
Situationen zu suchen
und daraus
selbständig einen Lösungsweg abzuleiten.

Dabei muss er die
Relationen selbständig  (mindestens konvergent denkend) auf die neuen, durch die Problem-Stellung dargebotenen Elemente  übertragen
und sie
zu einem neuen System zu verknüpfen.


“Rechtschreibung

    “Warmwasserheizung

 “Osmose
 

 

 

 

Elementen-
Transfer

(“Man lernt durch schöpferische Übertragung von Elementen und Merkmalen bekannter Sachverhalte auf neue Situationen”)

Dem Lernenden ist das als System zu lernende Unterrichts-Objekt unbekannt.
.
Elemente des Systems und somit ausgewählte Merkmale dieser Elemente sind im Zusammenhang mit konkreten anderen Situationen gelernt worden.

Die assoziierten Merkmale entsprechen aber nicht
denen, die für das Entdecken der neuen
Relationen notwendig sind.

Der Lernende wurde noch nicht veranlasst,
die Element-Merkmals-Kombinationen
in verschiedenen Situationen bewusst anzuwenden.

Der Lernende
sucht, ausgehend von seiner Problemsituation nach vergleichbaren Fällen.

 Aufbauend auf der Kenntnis der Element-Merkmals-Kombinationen der entsprechenden Systeme sucht er
selbständig nach einem neuen Lösungsweg.

Die erinnerten Elemente werden solange
divergent denkend angewendet, bis die Relation des neuen Systems entdeckt werden.

“Hausierer”

   “Bruchrechnen

“Partnerdiktat

Problem-
entdeckendes
 Lernen

(“Man entdeckt und löst selbständig ein zuvor nicht bewusstes Problem”)


Der Lernende
entdeckt  in einer bislang nicht als fragwürdig erlebten Situation
selbständig ein Problem für sich
und
löst das Problem selbständig wie beim problem-gesteuerten Lernen
 

 

 

“Tulpe”

grün

Welche Lernprozesse in welchen Situationen und zu welchen Zielen eingesetzt werden können
 und welche Vor- und Nachteile sie besitzen,
wird in den folgenden PDF-Dateien beschrieben:


Lernprozesse unter dem Gesichtspunkt der Selbständigkeit

Lernprozesse unter dem Gesichtspunkt der Bewusstheit

Lernprozesse unter dem Gesichtspunkt der Komplexitäts-Stufe

grün

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