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Harald Riedel: Tabellarische Zusammenfassung der Erziehungsstile nach EDUARD SPRANGER
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Merkmale
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Ursache / Begründung
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Beispiele
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Vorteil
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Nachteil (“ungewollte Nebenwirkungen”)
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1 Weltnah (direkt)
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Man lernt im wirklichen Leben durch Nach- u. Mitmachen sowie risikovolle Erprobung. Man muss sich in Ernstsituationen bewähren.
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Man glaubt sich in einer einfachen Kultur.
Ziel: Funktionable Mitglieder der Gesellschaft
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einfache, ältere Kulturen Ritterakademien Marxistische Pädagogik Polytechnische Erziehung
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Selbsttätige Erprobung Praktische Bewährung Gute Umsetzbarkeit im täglichen Leben.
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Komplexe Inhalte verwirren und überfordern. Ergebnisse: nur äußerliche Anspassung, Engagement ohne Reflexion
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2 Isolierend (inselhaft)
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Man lernt “behütet” in einem Schonraum, der den Druck der harten Realität fernhält.
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Da die umgebende Welt unvollkommen ist und schlechte Einflüsse ausübt, muss man gegen den herrschenden Geist für eine ideale Kultur erziehen.
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Schulen Klosterschulen Neuhumanistisches Gymnasium Comenius Pestalozzi Herbart
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Komplexe und abstrakte Inhalte können ohne Druck von außen planvoll und systematisch erworben werden.
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Weltfremdheit Übermaß an Theorie Reflexion ohne Engagement Verbalismus
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3 Frei (liberal)
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Schöpferische Kräfte, Eigeninitiative, Selbständigkeit und Selbstbeherrschung können sich nicht gesteuert, sondern nur auf der Grundlage freier Suchbewegungen entwickeln.
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Optimistisches Weltbild: der Mensch ist gut Nur Freiheitsgewährung führt zur Selbstbeherrschung. Durch Irrtum zum rechten Weg
Ziel: Mündigkeit des Einzelnen
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Universität nach Humboldt. Rousseau Reformpädagogik Liberal-Pluralistische Systeme
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Spontaneität geistige Selbständigkeit Entscheidungsfähigkeit Unabhängigkeit Emanzipation Selbstverantwortung
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Ungebundenheit Zügellosigkeit Unordnung und Leid Zeitvergeudung Niveausenkung
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4 Gebunden (autoritär)
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Aufbau überpersönlicher Ordnungen und Freiheit in Verantwortung durch Führung, Gebote, Belohnung.
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Pessimistisches Weltbild: Der unsichere und unvollkommene Mensch bedarf der Anleitung und Lebensorientierung.
Ziel: systemdienliche Bürger
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Armee Franke autoritär-totalitäre Systeme Nationalsozialismus marxistische Pädagogik
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Sitte Ordnung Pflichterfüllung Funktionstüchtigkeit
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Gängelung Zwang blinder Gehorsam hilflos in neuen Situationen Aggression durch maßlosen Unabhängigkeitsdrang
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5 Entwicklungs- gemäß
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“Alles vom Kinde aus”
Nur lernen, was z. Z. wirklich erkannt und aufgenommen werden kann.
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Leiblich-seelische Entwicklungsstadien erfordern Rücksichtnahme angesichts der komplexen und unüberschaubaren Kultur
Ziel: glückliche Gegenwart von Kindern und Jugendlichen
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Rousseau Fröbel Montessori
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glückliche Kindheit und Jugend
keine Überforderung
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Unterforderung Verzögerung der Entwicklung Niveausenkung Führungslosigkeit
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6 Vorgreifend
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Kindheit und Jugend sind nur Durchgangsstadien
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Mitarbeit an Kultur verlangt Leistungstüchtigkeit
Ziel: frühe geistige Reife
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Klosterschulen Philanthropen (vorschulische Erziehung vor 3. Lebensjahr
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Ausnutzung der Lernfähigkeit, Leistungssteigerung, Optimale Förderung, Zeitgewinn
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Überforderung Entmutigung Altklugheit Verhindert echtes Verständnis
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7 Uniform (Kollektiv)
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Alle gleich behandeln, von allen Gleiches fordern, den Einzelnen dem Ganzen unterordnen
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Vom Wohl des Ganzen hängt das Wohl des Einzelnen ab
Ziel: gesellschaftsdienliches Individuum
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ältere, einfache Kulturen Nationalsozialismus marxistische Pädagogik Hegel: Objektiver Geist ( Gesamtschule?)
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Gerechtigkeit Kooperationsfähigkeit, Anstrengungsbereitschaft Verständnis für andere, Selbstüberwindung,
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Gleichgültigkeit Abstumpfung Mittelmäßigkeit Konformität
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8 Individu- alisierend
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Einmaligkeit des Menschen berücksichtigen, individuelle Förderung
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Vom Wohl des Einzelnen zum Wohl des Ganzen
Ziel: Optimale Entfaltung, Persönliches Lebensglück
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pluralistische, liberale Systeme alte Universität Reformpädagogen
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spontane Lernbereitschaft Selbständigkeit, Spezialisierung Spitzenleistung
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Egoismus ohne Solidarität Man lernt nur, was leicht ist, und Spaß macht. Niveausenkung
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