Prof. Harald Riedel:
Systemische Didaktik

Planen

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Unterrichtsplanungen sind besonders geartete Produkte geistiger Arbeit. Wie jedes andere Produkt können sie entweder gestaltet oder konstruiert werden.

Umgangssprachlich wird das Wort ”Konstruktion” meist im technischen Bereich verwendet, das Wort ”Gestaltung” eher auf künstlerischem Gebiet. Man konstruiert Maschinen oder Bauwerke, man gestaltet Aufsätze, Bilder, Gärten.

Im produktionstechnischen Sinn jedoch werden die Begriffe in anderem Sinn verwendet. Die Prozesse der ”Konstruktion” und der ”Gestaltung” unterscheiden sich grundsätzlich in vielfacher Hinsicht: Nach der Art der Zielsetzung, des Herstellungsvorganges, der Überschaubarkeit des Prozesses, der Wiederholbarkeit, den theoretischen Voraussetzungen und dem Freiheitsgrad.

In der folgenden Tabelle werden die Unterschiede  gegenübergestellt.

 

Merkmale

 

 

KONSTRUKTION

 

GESTALTUNG


Ziel

fest
vorgegeben

während des Herstellungsvorgangs veränderbar


Herstellungsvorgang

schrittweises Vorgehen nach einem System von Verfahrensvorschriften

jede notwendige Handlung ist
 
direkt von der Zielvorstellung ableitbar

Informationsmenge hinsichtlich Ziel und Herstellungsvorgang für den Erzeuger

größer als das Bewusstsein des Erzeugers
nicht überschaubar


vom Bewusstsein des Erzeugers fassbar
überschaubar


Voraussetzungen

erfüllbare Theorie und davon abgeleitetes Verfahrenssystem

Erfahrungen,
die
nicht in einem regelhaften Zusammenhang stehen müssen

Nachvollziehbarkeit
des Herstellungsvorgangs

immer
eindeutig

nicht
gewährleistet

 

Freiheitsspielraum

vom Differenzierungsgrad des theoretischen Modells und des Verfahrenssystems abhängig


grundsätzlich uneingeschränkt, aber wegen mangelnder Kenntnisse  oft nicht ausgeschöpft.

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Die Systemische Didaktik
liefert nicht nur Kriterien
sondern auch Verfahren, die es gestatten,
Unterricht konstruierend zu planen.

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Das bedeutet aber nicht, dass alle Handlungen, die zum Unterricht führen, deterministisch-konstruierend vollzogen werden (sollen).

Drei völlig unterschiedlich  Phasen sind zu unterscheiden.

Jede der Phasen  bietet unterschiedlich  viel Freiraum für persönliche Phantasie und Entscheidungskraft:

1.

SD-UZsetzen-Freiheit

 

Ein Unterrichts-Ziel muss
so umfassend und genau festgelegt werden,
dass alle weiteren Schritte passgenau daraus abgeleitet werden können.

Hier muss der Planende persönliche Entscheidungen treffen,
also Freiheit verbrauchen.
Die Systemische Didaktik aber liefert auch hierzu   Verfahren
(Grundform, Klassifizierung, Strukturierung, Detaillierung, Operations-Stufe, Lernprozess), die den Planenden unterstützen.

2.

SD-Planen-OpZ-OpOKorrigiert

 

Von diesem Unterrichts-Ziel werden rückwärts
hin zum angenommenen oder festgestellten Anfangs-Zustand der Lernenden
die einzelnen Operations-Ziele (OpZ) und von diesen her die notwendigen Operations-
Objekte
(OpO) konstruierend geplant.

Bei der Auswahl der Operations-
Objekte
(OpO) wird der Planende zwar auch schrittweise geführt, um möglichst optimale Entscheidungen treffen zu können, aber innerhalb der einzelnen Konstruktionsschritte bleibt viel Raum für persönliche und phantasievolle Entscheidungen.

3.

SD-Verwirklichen-OpE-OpZ-Korrigiert

 

Beim Verwirklichen des Unterrichts dient die geradlinig geplante Kette der Operations-
Ziele lediglich als Rahmen für die tatsächlich erzeugten Operations-Ergebnisse der Lernenden.
Der Lehrende muss ständig plastisch steuern, also immer wieder neu verantwortungsvoll entscheiden, wie weit die Operationen der Lernenden vom Rahmen abweichen oder ihn gar sprengen dürfen.
Hier können ihm allgemeine Regeln kaum helfen.

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Literatur:

-   E. KÖNIG und H. RIEDEL: Unterrichtsplanung als Konstruktion. Beltz, Weinheim u. Basel 1970
-   E. KÖNIG und H. RIEDEL: Rationalisierung der Lehrprogrammierung durch soziotechnische Objektivierung der Planung von Unterricht. In: Rollet/Weltner (Hrsg.): Fortschritte und Ergebnisse der Unterrichtstechnologie. Ehrenwirth 1971
-   E. KÖNIG und H. RIEDEL: Unterrichtsplanung I - Konstruktionsgrundlagen und -kriterien . Beltz, Weinheim u. Basel 1975 a-
-   E. KÖNIG und H. RIEDEL:  Unterrichtsplanung II - Konstruktionsverfahren. Beltz, Weinheim u. Basel 1975b

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