Prof. Harald Riedel:
Systemische Didaktik

Ziel-setzender Bereich
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Vieles lernt man auch, ohne dass man ein bestimmtes Ziel verfolgt. Aber immer, wenn durch  Lehren und Unterrichten gelernt werden soll, geschieht dies unter bestimmten Zielsetzungen. Eine Didaktik muss sich deshalb mit Zielen und Wertungen  im engeren und weiteren Sinn befassen. Drei Aufgaben sind zu erledigen:

1. Ziele untersuchen:

Welche Ziele und Werte wurden in der Vergangenheit verfolgt, welche sind in der Gegenwart allgemein anerkannt oder werden von verschiedenen Gruppen diskutiert, welche werden verschleiert praktiziert?

 2. Ziele werten:

Welche Zielvorstellungen sind an welche
Erziehungsbilder-
geknüpft?

In zwei sehr verdienstvollen, leider heute kaum bekannten Arbeiten hat EDUARD SPRANGER in den 60-iger Jahren des letzten Jahrhunderts detailliert darstellt, in welchen Kultursituationen der Menschheitsgeschichte welche Erziehungsstile unter welchen Leitvorstellungen mit welchen Wirkungen und Nebenwirkungen  praktiziert wurden und welche dieser Zielvorstellungen sich gegenseitig ausschließen.   

Jeder Lehrer wird großen Gewinn aus dem gewissenhaften Studium der Texte ziehen, wenn er abschließend versucht, sich seines eigenen derzeitigen Standpunktes (z. B. anhand der Grafik zur räumlichen Darstellung der Erziehungsstile) zu vergewissern. Mit dem so gewonnenen Bewusstsein wird er jederzeit für sich begründete Zielentscheidungen treffen können, ohne in die Gefahr zu geraten, zufällige oder an Autoritäten angelehnte Urteile zu fällen.

3. Ziele setzen:
        
Das Benennen sog. politischer “Leitziele” wie “Selbstbestimmungsfähigkeit”, “Solidarität” oder “Chancengleichheit” allein  nutzt wenig. Durch welche beobachtbaren und damit auch realisierbaren Werte oder Verhaltensmerkmale lassen sich solche Leitziele vergegenständlichen?

Wie die Menschheitsgeschichte zeigt, sind Werte und leitende Zielvorstellungen einem ständigen Wandel unterworfen. Wenn eine  Allgemeine Didaktik den Anwendern dennoch solche Leitziele vorzuschreiben versucht, müsste sie gleichzeitig für die verschiedenen Inhaltsbereiche entsprechende Lernzielkataloge liefern. Die aber wären schon nach wenigen Jahren überholt.

Konkrete Lernziele kann nur der praktizierende Lehrer in Abstimmung mit den Fähigkeiten und Interessen der ihm anvertrauten Lernenden setzen.

Die Didaktik kann ihm dabei allerdings nützlich sein, indem sie Verfahren liefert, die es dem Lehrer erleichtern, seine Zielentscheidungen auf rationaler Grundlage zu treffen und der Gefahr zu einseitiger oder eingeengter Setzungen vorzubeugen.

Daher verzichtet die Systemische Didaktik  vollständig auf die Festlegung gesellschaftsbezogener Ziele.

Statt dessen

  • bietet sie ein Zielsystem aus vier Dimensionen individueller Fähigkeiten , von dem her der Stellenwert einzelner Unterrichts-Situationen, aber auch die Angemessenheit und Wirkungsbreite langfristiger unterrichtlicher Einflussnahme bestimmt werden kann,
  • und stellt Verfahren zur Konstruktion konkreter Unterrichts-Ziele zur Verfügung. Dazu gehören u. a. die Strukturierung und Detaillierung der Unterrichts-Objekte sowie die Auswahl inhaltsgerechter Lernprozesse.
    Alle Verfahren machen dem Planenden bewusst, wo der Lehrende Freiräume nutzen kann und muss, aber auch, welche inhaltlichen Grenzen einzuhalten sind.
Zielsystem der SD - UP

Symbol für das   Zielsystem   der Systemischen Didaktik

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