Prof. Harald Riedel:
Systemische Didaktik

Ziel-System der Systemischen Didaktik

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Das
Ziel-Dilemma
in der Allgemeinen Didaktik:

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 Jede Allgemeine Didaktik steckt hinsichtlich der Setzung von Zielen in der Schwierigkeit, dass nur konkrete, in Unterrichts-Situationen umsetzbare Ziele dem Anwender einer Didaktik von Nutzen sind, dass diese Ziele aber sehr schnell veralten. Würde eine Allgemeine Didaktik entsprechende Zielkataloge ausführen, so verlöre sie schnell ihre Anwendbarkeit.

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Andererseits aber kann  eine Allgemeine Didaktik nicht vollständig auf das Setzen von Zielen verzichten, da sie sich dann auf eine  Unterrichtsmethodik beschrän-
ken würde.

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Wie kann man diesem Dilemma entgehen?
Einen Fingerzeig darauf findet man in der Bildungstheoretischen Didaktik.
Sie unterscheidet “inhaltliche” von “formalen” Zielen.

Inhaltliche Ziele

 

  • Literaturgattungen
  • die französische Revolution
  • der Satz des Pythagoras
  • Maler des Expressionismus
  • die Abseitsregel

 

Formale Ziele

 

  • logisches Denken
  • Phantasie
  • Gefühlskategorien
  • Wertmaßstäbe
  • Gebrauch von Werkzeugen

 

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Die Bildungstheoretiker forderten seinerzeit,  inhaltliche Ziele im Unterricht so zu verwirklichen, dass gleichzeitig ein Beitrag zur Erreichung  formaler Ziele geleistet wurde. So gut der Gedanke war, die Forderung blieb von geringer Wirkung, weil die bildungstheoretischen Didaktiker keine konkreten Modelle zur systematischen Erfassung formaler Ziele zur Verfügung stellten, so dass auf lange Sicht zufällig blieb, ob und welche der formalen Ziele tatsächlich erreicht wurden.

Den Grundgedanken aber nahm die Systemische Didaktik wieder auf. Parallel zum Aufbau des Modells von der Hierarchie der Lernsituationen wurden jene Fähigkeitsdimensionen herausgearbeitet, die grundlegend für jedes Lernen  sind. Sie entsprechen insofern dem, was die Bildungstheoretische Didaktiker formale Fähigkeiten nannten. Da nun jede dieser Dimensionen durch entsprechende Modelle fassbar gemacht wurden, konnte  ein “Zielsystem” individueller Fähigkeiten postuliert werden, welches das vage Sammelsurium formaler Fähigkeiten ersetzt.

Zielsystem der SD - UP

Die Abbildung vermittelt nur einen sehr vereinfachenden Eindruck des Zielsystems. Die vier Fähigkeitsdimensionen sind durch die  um eine Kugel gewickelten Bänder symbolisiert.

Man stelle  sich einen vierdimensionalen Raum vor, den diese Bänder umschließen, der sich also in die vier Dimensionen der Operationen, der Lernprozesse, der Objektbereiche und der Interaktionen erstreckt.

Jede der Dimensionen wird durch ein oder mehrere Modelle und / oder Teil-Modelle repräsentiert..

TeilModelleEllipsenKlein

So versinnbildlicht beispielsweise das Band “LERNPROZESSE” drei Teil-Modelle, durch die  Lernprozesse nach  vier Graden der Bewusstheit, auf vier Stufen der Selbständigkeit und auf drei Niveaus der Komplexität unterschieden werden.

Mit diesen Modellen kann nun jeder in einer bestimmten Unterrichts-Situation vewirklichte Lernprozess genau beschrieben und beispielsweise hinsichtlich des Schwierigkeitsgrades beurteilt werden.

Gleiches gilt für die übrigen Fähigkeits-Dimensionen.

Da in jeder Unterrichts-Situation

gelernt wird, kann man sich jede Unterrichtssituation als genau einen Punkt in diesem viel-dimensionalen Raum vorstellen (der hier lediglich als Kugel versinnbildlicht ist).

Trägt man nun in diesen Raum für jede realisierte Unterrichts-Situation einen Punkt ein, so werden sich Punkthaufen bilden, die ein Bild über die Vielfalt bzw. die Beschränktheit der Wirkungen in Richtung auf die verschiedenen Fähigkeitsdimensionen abgeben.

Im Idealfall wären die Punkthaufen gleichmäßig über den gesamten Raum verteilt (abgesehen davon, dass es aus logischen Gründen “verbotene Zonen” im vieldimensionalen Raum gibt).

In schlechten Fällen würden sich Massierungen von Punkten auf engem Raum ergeben. Das zeugte von einer sehr eingeschränkten Förderung der Lernenden hinsichtlich ihrer Fähigkeiten.

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Das Zielsystem  der Systemischen Didaktik
entgeht dem Dilemma schnell veraltender gesellschaftsbezogener Zielsetzungen,
indem es Modelle für die systematische und planvolle Verwirklichung
individueller Fähigkeits-Komplexe zur Verfügung stellt.

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