Prof. Harald Riedel:
Systemische Didaktik

Fragen zur Systemischen Didaktik

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Inhalt dieser Seite:

1. Schulpolitische Fragen
2. An wen wendet sich die Systemische Didaktik
3. Wie und warum entstand die Systemische Didaktik?
4. Warum eine eigenständige Terminologie?
5. Welche Aufgaben soll das Modell erfüllen?
6. Welche wissenschaftstheoretische Position nimmt das Modell ein?
7. Welche Teil-Modelle enthält das Modell?
8. Hinweise für den Besucher

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Flexible Schuleingangsphase?
Auflösung der Hauptschule?
Regionalschule? Gesamtschule?
Ganztagsschule in den ersten Jahren oder auf allen Stufen?
Späterer Wechsel auf die weiterführende Schule?
Verkürzung der Schulzeit auf 12 Jahre?
Erhöhung der Durchlässigkeit?
Eigenverantwortliche Schule?
Individuelle Förderung? Integration von Behinderten?
Abschaffung des Sitzenbleibens?
Fächer- und klassenübergreifender Unterricht?

Diese Fragen beherrschen seit Jahren die Diskussion über die allseits als notwendig empfundene Reform der Schule in Deutschland.

Die Antworten fallen sehr unterschiedlich aus. Sie hängen davon ab,

  • welches Menschen- und Erziehungsbild man hat,
  • welche Erfahrungen man beim Lernen
  • und möglicherweise beim Lehren gemacht hat,
  • welchen Anteil an Erziehung man Eltern oder außerfamiliären Instanzen zubilligt,
  • welchen Wert man persönlicher Leistung beimisst u. v. a. m.
     

Von einer Allgemeinen Didaktik können objektive Antworten zu diesen Fragen nicht erwartet werden, denn sie hängen in viel zu starkem Maße von vorherigen Wertentscheidungen ab. Sie sind nur politisch zu entscheidens

Zwar wird mit der vagen Forderung nach Einführung “neuer Lehr- und Lernformen” auch eine didaktische Ebene berührt. Aber schon die Formulierung  “neu” (gegenüber “alt” oder “heutig”) deutet eher auf ein Sammelsurium modischer Vorstellungen vom Lernen und Unterrichten als auf ein  systematisches Konzept hin. Aber unabhängig, wie die o. g. schulpolitischen Fragen entschieden werden, bestehen erhebliche Möglichkeiten, den täglichen Unterricht wirksamer und für die Beteiligten angenehmer zu machen.

 “Individuelle Förderung”  ist eine viel versprechende Forderung. Nimmt man sie ernst, so muss man bereit sein, erhebliche  menschliche und materielle Ressourcen bereitzustellen. Daher dürfte es angemessen sein, sich nach einer gediegenen wissenschaftlichen Grundlage umzusehen, die den hohen Einsatz rechtfertigt. Auch wenn Erfahrung und “gesunder Menschenverstand” der Lehrer nicht hoch genug eingeschätzt werden können, gerade für diese Zwecksetzung sind systematische Kenntnisse darüber unentbehrlich, an welchen “didaktischen Schrauben” man drehen kann, um individuell passende Entscheidungen zu treffen.

An wen wendet sich die Systemische Didaktik ?

Wie und warum
entstand die
Systemische Didaktik?

Warum eine
eigenständige Terminologie?

Aufgrund ihrer Vieldimensionalität und Differenziertheit
bietet die Systemische Didaktik viele Modelle,
mit Hilfe derer eine große Variationsbreite von didaktischen Maßnahmen erdacht
und ihre individuelle Passung beurteilt werden kann.

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Das Modell der Systemischen Didaktik ist sehr komplex. Wer die Zusammenhänge verstehen und vollständig nutzen will, muss daher mit erheblichen  Lernanstrengungen und entsprechendem Zeitbedarf rechnen. Dafür ist der Erklärungswert des Modells sehr groß und die davon abgeleiteten Verfahren zur Erstellung von Unterrichtseinheiten äußerst effektiv.

Für wen lohnt sich dann die Beschäftigung mit der Systemischen Didaktik?

  • Für jene Lehrer, denen daran gelegen ist, sich unabhängig von gängigen oder “modernen” Methoden zu machen, sich ein eigenständiges Urteil über Unterrichts-Planungen und -Mittel zu machen oder sicherer und wirksamer als bisher angemessene Unterrichtsentscheidungen treffen zu können.
  • Für jene, die den anspruchsvollen Forderungen nach Integrierung Behinderter, nach Differenzierung und Individualisierung produktiv und treffsicher nachkommen wollen:
  • Für jene, die Verantwortung übernehmen wollen,  für große Populationen von Lernenden konstruktiv, nicht nur der Erfahrung und dem gesunden Menschenverstand gehorchend, Lernsoftware zu entwickeln.
  • Für Unterrichtswissenschaftler, die auf der Grundlage eines hochdifferenzierten Modells mit breitem Erklärungswert und einer eindeutigen Terminologie argumentieren und lehren sowie eine solide empirische Forschung  betreiben wollen.

Es waren  Widersprüche zwischen

  • einerseits persönlichen Erfahrungen, die ich als Schüler, Student und Lehrer hatte sammeln können, 
  • und andererseits Aussagen derzeitiger didaktischer Ansätze,

die mich bewogen, ein neues allgemein-didaktiktisches Modell zu entwickeln, das meinen Studenten zu mehr Sicherheit in der Beurteilung und Schaffung von Unterrichts-Situationen verhelfen sollte.

Wer sich erstmals mit der Systemischen Didaktik beschäftigt, mag mit Befremden feststellen, dass er sich der Mühsal unterziehen muss, gleichzeitig eine Fachterminologie zu verinnerlichen.
Mit umgangssprachlichen Wörtern wie “Anschaulichkeit”, “Selbständigkeit”, “Kreativität” usw. lassen sich jedoch keine überprüfbaren Aussagen machen.

Welche Aufgaben
soll das Modell erfüllen?

Wichtigstes Ziel einer Didaktik ist, dem praktizierenden Lehrer Hilfen für seine Unterrichts- und Erziehungsarbeit zu bieten.
Aber Unterrichtskriterien oder gar -rezepte müssen auf soliden theoretischen Grundlagen fußen. Dazu müssen überprüfbare wissenschaftliche Modelle des Lernens, des Denkens, der Lerngegenstände u. a. aufgebaut werden.

Welche wissenschaftstheoretische Position nimmt das Modell ein?

Jeder Mensch ist einmalig, auch jede seiner Handlungen.
Verbietet dies nicht, den Versuch zu unternehmen, “gesetzmäßige” Zusammenhänge für das Lehren und Lernen herauszufinden?
Andererseits:  wie kann  man planen, ohne vorauszusetzen, dass das zu planende Geschehen irgendwie regelhaft abläuft?

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Welche
Teil-Modelle
enthält das Modell?

  • Modell der Lernsituationen: Wie gelangt man vom fremdgesteuerten Lernen zu selbstverantworteter Bildung?
  • Modell der Intern-Operationen: Lernen setzt Denken voraus. Welche Arten des Denkens lassen sich nach ihrer Schwierigkeit und ihrer Wirkkraft unterscheiden?
  • Modell der Lernprozesse: Man lernt verschieden komplexe Dinge mit unterschiedlichem Grad an Bewusstheit und unterschiedlicher Ausprägung der Selbständigkeit. Man erlernt das Gehen auf andere Weise als ein Gemälde zu analysieren, einen mathematischen Lehrsatz zu beweisen oder anzuwenden.
  • Modell der Unterrichts-Objekte: Es gibt so vieles zu lernen:  Elementares - Ordnungen - Zusammenhänge. Manches wird bald vergessen - manches bleibt "haften" - manches braucht man fürs tägliche Leben - manches führt zu Überzeugungen - manches "prägt" die Persönlichkeit.
  • Modell der Operations-Objekte: Lernen mit allen Sinnen? Anschaulich Lernen? Abstrakt oder konkret lernen?  Das Wesentliche ohne Abschweifung lernen? Zusammenhänge aufdecken oder Feinheiten erkennen? Sich für das  Lernen begeistern? Wann ist was wichtig und durch welche Mittel kann das Lernen angeregt und gefördert werden?
  • Modell der Problemstellungen: Bewusstes Lernen ist besonders erfolgreich, wenn sich der  Lernende im Alltag vor ein zunächst nicht lösbar erscheinendes Problem gestellt sieht. Auch andere Problemsituationen befördern das Lernen. Aber leider lässt sich nicht alles problem-gesteuert lernen.
  • Modell der Interaktionen: Lernen in der Gruppe hat durchaus Vorzüge, aber auch Nachteile. Und nicht immer ist es möglich oder dem Unterrichts-Objekt angemessen. Wann passt welche Form der Interaktion?
  • Begleitprozesse: Erfahrene und geschickte Lehrer zeichnen sich dadurch aus, dass sie geplante, aber auch unvorhersehbar auftretende  Situationen nutzen, um “erziehende” Impulse  zu setzen. Wie und nach welchen Regeln verhält er sich dann?

Für diese und andere unterrichtlich wichtige Belange bedarf es einzelner Teil-Modelle, um einerseits fundierte  und für den Einzelfall passende Entscheidungen treffen zu können, ohne andererseits den Gesamtzusammenhang der Entscheidung aus den Augen zu verlieren.

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Hinweis für Leser, die sich erstmals mit der Systemischen Didaktik beschäftigen wollen:

Unter Umgehung wissenschaftstheoretischer Fragen können Sie sich am leichtesten in das Modell eindenken, wenn Sie - wegen der gegenseitigen Abhängigkeiten -
etwa in folgender Reihenfolge vorgehen:

1.   Modell der Lernsituationen

2.   Modell der Intern-Operationen

3.   Modell der Unterrichts-Objekte

5.   Modelle der Operations-Objekte

6.  Modell der Problemstellungen

7.   Modell der Interaktionen

Dabei können Sie wahlweise

 mit den übersichtlicheren Kurzfassungen

oder

den ausführlicheren Abhandlungen

beginnen.

4.   Modelle der Lernprozesse

8.   die ersten Seiten zum Planen